Geza Schön

Freiberuflicher Parfumeur

Berlin

Persönliche Notizen von Eva Leopoldi

 

Geza Schön ist einer von 5 freiberuflichen Parfumeuren auf der ganzen Welt, einer der "jungen Wilden" in seiner Branche und er ist sehr erfolgreich. Einige seiner Duftkreationen sind im Gegensatz zu den meisten herkömmlichen Parfums auf einem einzigen Duftstoff als Basis aufgebaut - und der ist auch noch synthetisch.

 

Wir waren gut vorbereitet, als wir ihn besuchten, waren natürlich informiert über seine Arbeit, hatten das Tsatsiki am Abend zuvor beim Griechen weggelassen und das doch stärker riechende Körperöl nach dem Duschen am Morgen auch.

Ich war ehrlich gesagt, schon ein klein wenig nervös, so einen bekannten Parfumeur interviewen zu dürfen.

 

Nach kurzer Zeit oben in seinem Penthouse in Kreuzberg war Entspannung angesagt - Geza ist ein total symphatischer, humorvoller, hochinteressanter Mann, der keinerlei Starallüren hat und mit seiner individuellen Art zu arbeiten perfekt zu unserem Projekt passt.

 

"Parfumeur werden kann eigentlich jeder", erzählt er. Voraussetzungen dafür ist die Gabe, offen zu sein, beschreiben und assoziieren zu können und eine große Portion Geduld. Denn das Wichtigste an der Ausbildung ist, die Duftstoffe erkennen zu können, diese dann exakt zu beschreiben und zu lernen, wie diese Stoffe mit anderen Stoffen reagieren. Es ist eine langandauernde Erfahrungssammlung und wichtiger als eine "gute Nase" ist die Fähigkeit, ein Vokabular aufbauen zu können, um die Unterschiede und Eigenheiten der Stoffe benennen zu können.

 

Wie die meisten unserer außergewöhnlichen Berufe ist auch dieser Beruf kein Ausbildungsberuf im herkömmlichen Sinn. Die Ausbildung findet meistens in den jeweiligen Parfumunternehmen statt und dauert 3-5 Jahre.

 

Es braucht schon eine Portion Glück, einen der wenigen Ausbildungsplätze zu ergattern. Weltweit gibt es nicht mehr als 500 Parfumeure. Arbeitsbereich ist nicht nur die klassische Parfumherstellung , sondern generell die "Riechstoffindustrie", wo Düfte für Cremes, Seifen, Shampoos etc entwickelt werden.

Neu dazu gekommen ist der Bereich der Firmendüfte, also der Corporate Scent. Auch hier hat Geza Schön schon sein Können und seine Erfahrung eingebracht.

 

Seit 2002 arbeitet er freiberuflich als Parfumeur und hat sich so die Freiheit geschaffen, Düfte zu kreieren, die einfach "anders" sind und sich nicht dem Zwang der Marketingabteilungen der Duftindustrie beugen müssen. Dazu zählen seine sog. Monodüfte mit nur einem einzigen Riechstoff als Basis - Escentric Molecule 01, 02 und 03 waren der Beginn seines Erfolges.

 

Die Beschreibung des Escentric 02 von Escentric Molecules will ich euch nicht vorenthalten:

 

..." Der Auftakt ist frisch, scharf und eiskalt: ein Gin Tonic mit Soda, vielen klirrenden Eiswürfeln, dazu ein Spritzer fruchtiger Mandarine. Es folgt ein Hauch zart-blumiger Noten aus Iriswurzel, Holunderblüten und dem dezentem Jasminduft von Hedione. Die Basis besteht aus einem Dreiklang von leichtem Vetiver, Zedernholz und Muscone, einem naturidentisches Moschusmolekül und eine Prise Tonkabohne, die, so Geza Schön, für einen „warmen Schmelz im Fond sorgt. Und natürlich eine wuchtige, hochdosierte, aber nahezu duftneutrale Portion Ambroxan.

Die Duftnoten sind

Ambroxan, Gin, Tonic, Almdudler, Mac Powerbook, Mandarine, Iris, Hedione, Holunderblüte, Muskateller, Salbei, Muscone, Vetiver, Zedernholz, Zistrose

 

Ich durfte an dem synthetischen Grundstoff Ambroxan riechen - und muss sagen, dass ich ihn absolut nicht als duftneutral empfunden habe, sondern es unglaublich fand, dass ein einziger Duftstoff so ein Dufterlebnis sein kann. Dafür konnte ich beim besten Willen beim Parfum die Note Mac Powerbook nicht herausriechen...

 

So ist es nicht verwunderlich, dass Geza mit nur 500-700 Duftessenzen arbeitet. Diese Essenzen (übrigens in einem Preisbereich von 1,80 - 42000 EUR/kg), eine Waage, ein Stift, eine Rezeptur - mehr ist nicht nötig, wenn man wie Geza Kreativität, Lust am Arbeiten, Ideenreichtum und diesen ganz eigenen mutigen Stil hat.

 

Ganze 3 Stunden durften wir eintauchen in die Welt der Essenzen, Düfte, Marketingstrategien - und ich weiß jetzt, worauf ich hinspare....wenn man, nein frau einmal so etwas Außergewöhnliches, Feines gerochen hat, will frau sich nicht mehr mit den 08/15-Düften von Douglas & Co umhüllen.

(Vielen Dank, lieber Geza, dass du mir nicht die Augen, aber die Nase geöffnet hast....)

 

"12 mal anders" hat uns wieder mal einen tollen Tag mit einer hochinteressanten Persönlichkeit und einem wirklich außergewöhnlichen Beruf geschenkt.

Zu Besuch bei Geza Schön in Kreuzberg


Der Beruf des Parfumeurs wurde hier auf unsere ganz eigene Art mithilfe von 4 Düften dargestellt, dem Weihrauch, des Waldduftes, der Vanille und der Rose.

 

Diese Fotoserie lädt ein, sich dem Duft des Weihrauchs in einer originellen Fotoserie zu nähern.

 

In unserer Umsetzung zum Waldduft nehmen wir euch wieder einmal mit in unsere Fantasiewelt, die Welt eines Edelmannes, der während seines Spazierganges den frischen Duft des Waldes genießt.

 

Rosenduft. Rote Rosen, ein Verehrer, seine Angebetete und der Versuch der Verführung. Wird er mit Hilfe der Rosen und ihres lieblichen Duftes in seinem Begehren erfolgreich sein? Wir wissen es nicht. Nur unsere bezaubernde Graciette kann das Geheimnis lüften. Unsere Geschichte zum Rosenduft für das Kunstprojekt "12malanders". Schnulzig findet ihr? Na ja, vielleicht ein bisschen, ist halt auch der Rosenduft aus unserer Serie.



Literarische Bearbeitung des Parfumeurs

Autorin: Ina Raki

 

Fast eine Liebesgeschichte

 

Der Sommer brutzelt flirrende Luft auf der nackten schwarzen Straße. Ausgerechnet heute. Ich habe ihn wochenlang vermisst, wollte ihn eben in Italien besuchen. Und jetzt ist er plötzlich hier – und er übertreibt.

 

Plötzlich unschlüssig stehe ich vor der Raststätte und starre über den Asphalt. Nein: Ich fahr trotzdem. Ich will nicht zurück, auch wenn er mir entgegenkommt. Ich geh weiter in die Richtung, die ich eingeschlagen habe. Jetzt erstmal in den Tankstellenshop, ich brauche einen Kaffee. Die Hitze macht mir nichts aus, aber die Müdigkeit. Ich bin früh los: Ab Berlin zuerst mit diesem BMW-Menschen mitgefahren, fast die Hälfte der Strecke. Entspannter Typ, ein Tramperglücksfall.

Doch an dieser Tankstelle haben sich unsere Wege getrennt. Für mich stellt sich die Frage, wie ich zur Autobahn zurück komme. Denn von der sind wir vor 30 Kilometern runter – Stau.

 

Während ich noch nachdenke, sehe ich ihn zum ersten Mal, den Alfa Romeo: british green, Cabrio. Da würde ich gern mal mitfahren – und in dem sogar auf der Landstraße.

 

Kennzeichen M. Ich will in Richtung Süden, München passt also. Als ich mir meinen Kaffee hole, steht der Alfa-Fahrer neben mir. Der Typ ist eigenartig. Das wird mir aber erst klar, als ich ihn schon gefragt habe: Er steht plötzlich viel zu dicht neben mir. Zuerst denke ich daran, dass er möglicherweise aus einem anderen Kulturkreis stammt. Deutsche Männer halten Abstand, verdammt nochmal, warum rückt mir dieser Typ so auf die Pelle? Andererseits sieht er harmlos aus, vielleicht ein bisschen übernächtigt. Bevor ich wegen der körperlichen Nähe panisch werden kann, sieht er mich an und nickt. Der kurze Blickkontakt macht mir Hoffnung – er schaut einfach nur müde und verletzlich.

 

Kurz darauf sitze ich neben diesem etwa 40-Jährigen, der harmlos bis psychopatisch wirkte. Irgendwas dazwischen. Keine Ahnung, wie nah an welcher Grenze… Aber es ist ein unglaubliches Gefühl, in diesem Alfa zu sitzen – weiche schwarze Ledersitze, Sonne und Wind um mich herum. Und sobald er startet, ein sattes Brummen wie von einem großen zufriedenen Tier unter uns. Dennoch kann ich meine Gedanken nicht abstellen. Immer öfter denke ich in letzter Zeit darüber nach, dass ich etwas ändern muss. Ich bin jetzt fast 30 und fahre immer noch mit Mitfahrzentrale. Oder per Anhalter. Denn oft bin ich zu spät dran, renne zum falschen Treffpunkt, verpasse aus irgendeinem anderen Grund die Abfahrt… dass ich schließlich ganz spontan trampe… so wie heute. Und dann neben einem Typen sitze, von dem ich auch nach zehn Minuten schweigender Fahrt nicht weiß, ob er gefährlich ist.

 

Eigenartig. Vor zehn Jahren habe ich mich schneller entscheiden können. Keine Ängste, keine Skrupel, kein neurotisches Gedankengewimmel nach einer Entscheidung. Wird die Welt bedrohlicher? Oder ich einfach nur zu alt für das Leben, das ich führe?

 

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"Mademoiselle Vanille"
"Mademoiselle Vanille"