Hansfried Defet

Pinselmacher in der 3. Generation

Unternehmer und Kunstliebhaber

Gesellschafter der da Vinci Künstlerfabrik DEFET GmbH

Nürnberg

Persönliche Notizen von Eva Leopoldi

 

Bin ich froh, dass ich kein Renaissancekünstler bin – dann müsste ich mir nämlich meine Pinsel auch noch selber herstellen. Erst seit dem 18. Jahrhundert wurde den Künstlern diese Arbeit von selbstbewussten Pinselmachern abgenommen.

 

Hauptsitz dieser Handwerkszunft war und ist Nürnberg. In der dortigen Pinselmanufaktur daVinci haben wir einen kleinen Einblick genommen in Geschichte und Handwerk der Pinselmacherei. Herr Meyer und Herr Defet stellten uns mit sehr viel Liebe und Enthusiasmus ihren Berufszweig vor.

 

Natürlich sind Tierschweife das Wichtigste – ohne Rohmaterial geht gar nichts. Eichhörnchen, Marder, Pony, Dachs, Rind, Iltis und Ziege sind die Tiere, die die Haare liefern.

 

Sogenannte Haarzurichter - davon gibt es nur noch wenige Familien, die diese Kunst beherrschen - „ernten“ dann die Haare, die für die Pinselherstellung benötigt werden.

 

Und die Pinselmacher verarbeiten die unterschiedlichen Haare dann zu unterschiedlichen Pinseln für Künstler, Visagisten, Nail-Artists und Zahntechniker.

 

Interessant ist bei diesem Beruf, dass es tatsächlich ein HANDwerk ist. Es werden außer der Goldwaage zum grammgenauen Portionieren der Haare, der Messingbüchse, einem stabilen Faden zum Wegbinden, der Fassung und dem Stiel wirklich nur das Fingerspitzengefühl und handwerkliches Geschick benötigt.

 

Den Slogan „Hier arbeiten Spezialisten für Spezialisten“ kann ich nach unserem Besuch bei daVinci nur bestätigen.

 

Und selbstverständlich verlassen dort auch maschinell hergestellte Pinsel die Fabrik, aber für mich waren die handgefertigten Künstlerpinsel natürlich am interessantesten.

Ein Blick in die Pinselfabrik daVinci


Eine weitere Umsetzung einer unserer Fantasien für das Projekt "12 mal anders". Ein imaginärer Blick in die Künstler-Ateliers berühmter Maler des vorigen Jahrhunderts. In unserer Umsetzung schlüpft das Model Susanne Weisbach in die Rolle der Künstler, auf unsere ganz eigene Art u. Weise inszeniert und dargestellt. Makeup-Artist Andreas Schwan hat dabei sein ganzes Können gezeigt.



Literarische Bearbeitung des Pinselmachers

Autorin: Natasa Dragnic

 

Die Kunst der Tränen

 

Eine dicke Träne, die viel Ähnlichkeit mit einem sommerlichen Regentropfen hatte, kullerte Alinas Wange hinunter, an der Nase vorbei und über die Lippen, hinterließ eine filigrane milchige Spur, fiel schließlich von ihrem zitternden Kinn hinunter und wurde gierig aufgenommen von den langen hellen Borsten, die sie, noch nicht ganz geschickt, in eine Fadenschlinge steckte, noch einmal umband und so festigte. Die Träne war verschwunden. Die gezähmten Borsten schwiegen, verrieten nichts. Nicht einmal den Zauber, den sie unvorhergesehen eingesaugt haben. Sie glänzten lediglich, wie noch keine Pinselhaare davor.

 

     In der Werkstatt war es ruhig, hohe Konzentration herrschte im Raum, wo sich vier Köpfe still über ihre fleißigen Finger beugten. Lediglich das regelmäßige Klopfen von Messingköchern war zu hören, kurz, synkopisch. Als würden sie alle ausschließlich zu Alina sprechen: tot tot tot tot tot tot tot tot - und so den ganzen Tag.

Die fertigen Pinsel hatte sie einen nach dem anderen auf den Nebentisch sortiert. So wie sie sie geschaffen hatte. Immer wieder flog ihr Blick zu ihnen hinüber, ein Blick, der sich zwischen Stolz und Traurigkeit nicht entscheiden konnte und dadurch den einfacheren Weg des Leidens aussuchte.

 

    Das Klingeln der Türglocke aus dem Geschäft im Vorderraum ließ sie aufschrecken. Sie schaute auf die große Wanduhr. Spät war es. Außer ihr saß nur noch der alte Peter auf seinem Platz und schlief.

Alina lächelte: Jeden Abend musste sie ihn wecken, wenn sie endlich Feierabend machte. Es klingelte noch einmal, Peter schlief weiter, leises Murmeln war zu hören und dann die schweren schlürfenden Schritte des Meisters. Er blieb vor Alina stehen. Sie hob den Blick, lächelte schwach, der Faden zwischen den Zähnen.

 

 

...mehr

 

Audiotext


"Das Leben ist schön..."
"Das Leben ist schön..."