Dominik Feistmantl

angehender Tänzer

Amsterdam

Schools of Art

Persönliche Notizen von Eva Leopoldi

 

Bei der Überlegung, ob und wie wir beim Falkner noch neben den genialen Tieraufnahmen inszenierte Kunstfotos machen, entstand die Idee, ein Waldwesen zu kreieren, das archaisch bemalt mit den Vögeln des Falkners durch den Wald streift, jagt und tanzt.

 

Bei der Recherche nach einem geeigneten Model sind wir dann auf Dominik Feistmantl gestoßen, einen jungen Österreicher, der in Amsterdam an der School of Arts Tanz studiert. Ich habe ihn angeschrieben und er hatte auch gleich Lust, unser Projekt zu unterstützen.

 

Wieder einmal hatte ich das Glück, einen besonderen Menschen zu finden. Er erzählte mir, dass er während eines Neuseelandaufenthalts, als er 16 Jahre alt war, zu sich selbst fand, inspiriert durch Land und Leute und daraufhin beschloss, die Laufbahn eines Tänzers einzuschlagen. Sein Talent verhalf ihm zu dem Studienplatz in Amsterdam, wo er seit 1 Jahr die 4-jährige Ausbildung zum Tänzer, Fachrichtung zeitgenössischer Tanz, absolviert.

 

8-9 Stunden täglich lernen die Studenten hier neben der Praxis auch die Theorie, wie z.B. Tanzgeschichte, Musik, Bewegungsanalyse, Anatomie und Ernährungslehre. Danach ist noch ein paar Stunden Eigenarbeit angesagt. Man muss schon einen eisernen Willen und Durchhaltevermögen mitbringen, um ein guter Tänzer zu werden.

 

Während der Vorbereitungen zum Falkner-Shooting haben wir uns dann entschieden, den Beruf des Tänzers auch in unsere Berufsreihe aufzunehmen. Zudem hat es uns gereizt, auch einen Berufsanfänger porträtieren zu können.

 

Wir waren sehr gespannt, wie ein 20-Jähriger mit der Aufgabe zurechtkommt, in die Rolle eines Waldwesens zu schlüpfen, das vor Urzeiten mit seinen Begleitern, den Raubvögeln, die Wälder bewohnt hat. Wir wurden nicht enttäuscht – Dominik hatte richtig Lust auf das Shooting und trotz Kälte und einer anfänglichen großen Vorsicht den Tieren gegenüber, hat er gezeigt, was für ein Potential in ihm steckt.

 

Es sind wunderbar mystische Fotos entstanden, die uns mitnehmen in vergangene Zeiten, wo Wesen in den Wäldern lebten, die nicht Mensch, nicht Gott waren, mit den Tieren kommunizieren konnten und ein uraltes Wissen um die Geheimnisse der Welt in sich trugen.

 

Ich bin total gespannt, welche Wege dieser begabte, unkomplizierte, ehrgeizige junge Mann einschlägt und auf welchen Bühnen der Welt er in der Zukunft noch tanzen wird.

 

Making-of-Video zum Beruf des Tänzers



Das Waldwesen, unserer Fantasie entsprungen. Eins mit der Natur lebt er, jagt er und tanzt mit seinen Weggefährten in seinen Wäldern. Dominik war unser Waldwesen an diesem Tag. Ganz große Klasse. Die Ergebnisse sprechen für sich.



Literarische Bearbeitung des Tänzers

Autorin: Katharina Müller-Güldemeister

 

Alien

 

Um sechs Uhr stehe ich auf und gehe ins Bad. Ich drehe das heiße Wasser auf. Es plätschert in die Badewanne. Ich lasse eine Aspirin hineinplumpsen. Dann gehe ich in die Küche. Ich spüle den Mixer ab und stelle ihn auf den Untersatz. Die Haferflocken haben sich über Nacht mit Milch vollgesogen. Ich kippe sie in den Glasbehälter. Acht Mandeln und fünf Haselnüsse dazu, eine Banane und zwei Trockenfeigen. Dann fülle ich ihn mit Milch auf. Während sich die Zutaten im Mixer zu einem Krafttrunk verbinden, nehme ich die Wäsche vom Ständer.

Ich spüre meine Muskeln im Rücken und in den Beinen, als ich in die Wanne steige. Sie sind hart. Sie beschweren sich. Aber nicht so nachdrücklich, wie es ihnen zustünde. Mein Körper hält immer noch tapfer zu mir, obwohl als Grenze seiner Misshandlung weder der Schmerz noch die Erschöpfung gilt, sondern allein seine Unversehrtheit. Mein Körper weiß, wie stolz ich auf ihn bin.

Aus den Lautsprechern tönt leise „Spiegel im Spiegel“ von Arvo Pärt. Ich lehne mich zurück und mache die Augen zu. Ich habe mir eine Badewanne einbauen lassen, in der ich meine Beine ausstrecken kann. Eine Seebrücke liegt vor mir. Auf ihrem Geländer aus Holzbalken schreite ich dem Meer entgegen. Unter mir hebt und senkt sich die Dünung wie der Bauch eines Schlafenden. Zusammen mit den langsamen Tonfolgen von Klavier und Geige sucht sich die Aspirin ihren Weg durch die Haut in meine Glieder, gibt ihnen, was sie brauchen, um weiterzumachen.

 

Um sieben Uhr fünfzehn stehe ich im Studio. Elliot ist immer schon da. Er hat Kopfhörer auf und forscht nach Bewegungen für seine Musik. Trotzdem merkt er, wie ich leise eintrete. Er hört nicht auf zu tanzen, begrüßt mich aber mit einem Blick und einem fast unmerklichen Nicken. Während wir alleine trainieren, treffen sich unsere Blicke nie. Bis die anderen kommen, macht Elliot auch manchmal nichts anderes, als auf dem Boden zu liegen und die Decke anzustarren. Ich habe noch kein System erkennen können, wann er tanzt und wann er die Decke anstarrt.

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audio-datei...

 


"Ein Faun tanzt durch den Wald"